Das Kreuz im Pfarrbüro am 01. November 2018

Das Kreuz im Pfarrbüro in Ihrlerstein

In der Naturbegegnung offenbart sich die Schöpfung – im leicht dahinfließenden Wasser liegt das Schwemmholz im ufernahen Kies, in der Sonne glitzert das Treibholz unter Wasser in verschiedenen Tönen, im verschlämmten Uferbereich ragt ein unwirtlich scheinendes Stück Holz aus dem Boden: Lange Wanderungen an der Donau und der Abens, auch manchmal zu ungemütlichen Witterungen, sind nötig, um geeignetes Treibholz zu finden.

Treibholz erzählt eine Geschichte vom Ursprung, vom Weg und vom Glück des Findens: Das Kreuz im Pfarrbüro Ihrlerstein macht das Wunder der Schöpfung sichtbar. Eine lange Reise haben die beiden Rinden, aus denen das Kreuz geworden ist, hinter sich. Sie erzählen von ihrem Ursprung, ihrer Reise – und laden jeden Betrachter zu seiner eigenen Interpretation ein. Es ist ein Glück, sie gefunden zu haben, wer weiß, wohin das Wasser sie kurze Zeit später getrieben hätte.

Auch die Menschen, die in das Pfarrbüro kommen, haben eine Reise hinter sich – oft eine lange Lebensreise. Sie kann von unterschiedlichsten Erfahrungen geprägt sein: Vom Glück sich gefunden zu haben möchte sich ein Paar trauen lassen und vielleicht kurze Zeit später ein Neugeborenes taufen lassen. Vom Schmerz tief getroffen müssen Angehörige Abschied von einem Menschen nehmen, der sie vielleicht ein Leben lang auf ihrer Reise durch Raum und Zeit begleitet hat. In der Kirche sollen Sie finden können, woran Christen glauben und worauf sie hoffen: das Teilen von Freude und Leid in der Gemeinschaft mit anderen, in deren Mitte Christus steht und deren Ursprung er ist.

Hinter dem Kreuz aus Treibholz-Rinden strahlt eine Sonne aus Blattgold. Christus als Sonne des Lebens zu erfahren, darf sicher zu einer der tiefsten und bewegendsten Erfahrungen zählen, die der Mensch im Laufe seines Lebens sammeln darf. Christus ist auf seiner Lebensreise einen Weg gegangen, viel schwerer, als wir ihn oft selber glauben gehen zu müssen. „Komm, du Sonne der Welt, komm, du Sonne des Lebens“ – daran will dieses Treibholz-Kreuz seinen Betrachter erinnern.

Jürgen Frömberg