Kunststation am 23. März 2015

Treibholz erzählt Geschichten

Vor den Chorstufen zieht die titelgebende Installation „Treibholz“, 34 große hölzerne Ruder, gesägt aus einem einzigen großen Pappelstamm, den Blick an. Es geht um Wandlung. Die Transformation der Fließkraft des Wassers erzählt zwei Geschichten. Zum einen die der Menschen, die das Ruder führen: ihre Mühe, ihre Synchronisation zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels, ihr Rhythmus.

Zum Andern die des Mediums Wasser, dessen Urgewalt menschliche Kultur befördert, aber auch unterspült und bedroht, zumindest jedoch in ihre Struktur verändern kann. So werden die Werkzeuge zu Treibholz im Strudel übergeordneter Kräfte.

Die Würfel aus der Serie "Tomografie" gewähren zwischen den filigranen Schnitten Einblicke ins Holz. Dabei offenbaren sie innere Räume, die sich nur in der Vorstellung ganz erschließen lassen.

Kreuzweg aus Eichenholz

In der Ausstellung zu sehen ist unter anderem auch ein Kreuzweg aus Eichenholz, 14 Tafeln je ca. 48 x 48 x 2 cm. Der letzte Weg Jesu war ein dramatischer Leidensweg: Verrat, Todesurteil, Schmähung, Schmerz und Sterben. Ein schweres Stück Holz war mit auf diesem Weg, das Kreuz, von Jesus selbst mitgeschleppt als Marterwerkzeug und am Ende sogar für den Tod. Für die Christen aber wurde der unschuldige Kreuzesstamm zum blühenden Baum des Lebens, zum 2000 Jahre alten Symbol für die Überwindung allen Leidens.

Auch alte Bäume können Leidensgeschichten erzählen und der Holzbildhauer Nikodemus Löffl hat dafür ein besonderes Gespür. An einem riesigen Eichenstamm deckte er mit der Säge alte Verwundungen auf. Längst vernarbt liegen sie nun wieder offen da, schneiden tief ins Fleisch, erschütternde Symbolzeichen für erlittenen Schmerz. Und die klaffenden Risse vom Trocknen des Holzes wirken wie Schreie von neu auf-flammendem Schmerz. Ein Drama der Natur. Aber es gibt auch Anzeichen von Befriedung.

In den Schicksalsspuren dieses Baumstammes erspürte der Bildhauer ein Echo des Leidensweges Christi. 14 „sprechende“ Baumscheiben: 14 moderne Bilder zu den Stationen des Kreuzwegs.

Pfarrkirche von Ihrlerstein ist „Kunststation St. Jakob“

Nach der Renovierung 1998 wurde die ehemalige Pfarrkirche von Ihrlerstein im Landkreis Kelheim zur "Kunststation St. Jakob". Sie gibt nun Ausstellungen moderner Kunst, Konzerten, Lesungen und Diskussionen über Kunst Raum. Im Zusammenwirken von Pfarrgemeinde und den Kunstsammlungen des Bistums will dieser Ort zur Wiederannäherung, zum fruchtbaren Austausch der zwei "alten Schwestern" Kunst und Kirche beitragen.

Die Kunststation Ihrlerstein befindet sich in der ehemaligen Pfarrkirche St. Jakobus, 93346 Ihrlerstein, Landkreis Kelheim, Nürnberger Straße 16/Ecke Kirchstraße.