Nikolaus-Besuch im Gottesdienst am 09. Dezember 2020

Mit Corona hat sich in unserer Gesellschaft so Vieles verändert. Corona greift ein in das Leben von Wirtschaft, Kultur, Freizeit, Kirche und auch in unser in Bayern so schön und vielfältig gestaltetes Brauchtum und Vielem mehr. Normalerweise ginge ich heute von Haus zu Haus um Kinder und Familien zu besuchen. Aber das darf eben nicht sein. Deshalb bin ich heute bei Ihnen in der Kirche. Über den Hl. Nikolaus wurden schon verschiedenste Prosa-Texte, Gedichte und Legenden geschrieben, aus denen manchmal auch der Grund des Beschenkens bei meinen Besuchen abzuleiten ist.

Eine dieser Legenden darf ich Ihnen nun erzählen:

Diese Legende reicht weit in die Jahre zwischen 270 n. Chr. und 300 n. Chr. zurück. Zu dieser Zeit lebte Nikolaus in der türkischen Hafenstadt Myra. Damals herrschte in dieser Stadt eine riesige Hungersnot, da Überschwemmungen und darauf lange anhaltend folgende Dürrezeiten alle Ernten vernichtete und viele Menschen an Hunger starben. Eines Tages aber liefen einige kaiserliche Schiffe, bis an den Rand mit Getreide beladen, im Hafen von Myra ein. Voll Freude meldeten die Leute unverzüglich dieses Ereignis dem Bischof Nikolaus, der umgehend die Kapitäne bat, von jedem Schiff ein wenig Getreide für die hungernde Bevölkerung auszuladen, damit, wie er sagte - "wir nicht vor Hunger umkommen." Sie antworteten jedoch, dass es sich um Getreide für den Kaiser handle und bei der Ablieferung bei höchster Strafe kein Korn fehlen dürfte. Dennoch bat der Bischof mit Blick auf sein hungerndes Volk, von jedem Schiff hundert Scheffel zu entnehmen und er versprach den Kapitänen, bei Ablieferung ihrer Ladungen beim Kaiser volle Straffreiheit. Und die Kapitäne ließen sich dazu überreden. Als der Wind günstig war erreichten die Schiffe die Kaiserstadt, in der die Getreideladungen auf das Genaueste gewogen und entladen wurden. Wie groß aber waren die Überraschung und das Erstaunen der Kapitäne als sie sahen, dass die Ladungen genau dem Gewicht entsprachen wie sie geladen wurden und trotz der scheffelweisen Abgabe in der Stadt Myra kein einziges Korn fehlte. Und sie fingen an, von dem unfassbaren Wunder des Bischof Nikolaus überall zu erzählen. Vielleicht kann man aus dieser Legende den Brauch des Schenkens am Nikolaus-Tag

Auch wir halten diesen Brauch in Ehren. Ja, ich kann nicht zu Ihnen kommen und dennoch werde ich bei jedem von Ihnen, anschließend zu Hause sein. Ich begleite Sie heute nach Hause in besonderer Form. Irgendwo werden Sie bestimmt in Ihrer Wohnung ein kleines Plätzchen für mich haben, und wenn nicht, so bin ich Ihnen auch nicht böse. Ich bin nämlich zu jedem sehr "süß", denn ich bin aus Schokolade und ich freue mich auf Sie am Kirchenausgang, um mit Ihnen nach Hause zu gehen. Ich als Bischof Nikolaus und wir alle, wünschen Ihnen einen angenehmen Nikolaustag und eine schöne, besinnliche und gesegnete Adventszeit.

(Text gesprochen von Waldemar Schneider - alias "Bischof Nikolaus")

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