Ein Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges – KAB besucht Bunker in Rieb bei Hemau am 12. Juli 2024
Im Juli 2024 besuchte die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Ihrlerstein einen ehemaligen Atom-Bunker in Rieb bei Hemau. Auf dem Gelände der Holzbau-Firma Semmler ist ein Bunker aus dem Kalten Krieg erhalten.
Herr Thomas Semmler, Senior-Chef der Holzbaufirma, begrüßte die ca. 25 Teilnehmer an der Führung vor dem Eingang zum Bunker und erläuterte wesentliche Fakten zur Entstehung und Aufbau des Bunkers. Der Rieber Atom-Bunker wurde in den Jahren 1962 mit 1965 gebaut. Der Tiefenbrunnen wurde bereits im Jahr 1960 gebohrt. Der Bunker war nicht für den Zivilschutz gedacht, sondern gehörte zu einem Netz von 32 über Westdeutschland verteilten Fernmeldebunkern der Bundeswehr. Sie sollten sicherstellen, dass die Nato auch nach einem Atomschlag kommunizieren konnte. Die Anlage war dafür ausgelegt, im Fall eines Atomangriffs 67 Bundeswehrsoldaten 27 Tage lang mit Lebensmitteln zu versorgen.
Fakten zum Rieber Atom-Bunker:
- Der Bunker hat eine Länge von 49,50 und eine Breite von 29,00 Meter.
- Die Betondicke der Außenwände und der Sohlenplatte beträgt durchgehend drei Meter.
- Die Wasserversorgung erfolgte durch einen 90 Meter tiefen Brunnen und einen 8.000 Liter-Trinkwasservorrat.
- Eigenständiger Strom stand zur Verfügung durch große Batterien und einen Generator mit 8-Zylinder Dieselmotor.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde von der Bundeswehr ein neues Fernmeldesystem geschaffenen. Der Rieber Bunker war veraltet und wurde im Mai 1996 außer Dienst gestellt. Der Bunker wurde fast vollständig geräumt, weil er geflutet werden sollte. Anfang Februar 1999 wurde er an die Firma Holzbau Semmler verkauft und kann besichtigt werden (www.bunker.bayern).
Herr Semmler führte durch viele der 59 Räume des Bunkers und erläuterte deren Funktion, z. B. Dekontaminationsraum, Fernschreibvermittlung, Batterieraum, Trafo, Hochspannungsraum, Brunnenraum, Grobsandfilter, Belüftung- und Kühlungsanlagen.
Eine Nacht im Bunker verbringen wollte seit der Außerdienststellung des Bunkers bislang nur eine einzige Schülerin. Sie bot Herrn Semmler für eine Übernachtung 15 Euro an.
Es war ein sehr interessanter und informativer Gang durch die Geschichte. Die Führung zeigte Einblicke in die Nato-Strategie und den nationalen Verteidigungsplan der 1950er und 1960er Jahre. Tief unten, hinter drei Meter dicken Außenwänden, in Räumen ohne Fenster konnte schon ein beklemmendes Gefühl entstehen. Die Teilnehmer waren froh, wieder den Bunker verlassen zu können. Keiner wollte eine Nacht im Bunker verbringen.
Die Führung durch den Bunker ist kostenfrei. Spenden, die in eine Box geworfen werden können, werden an eine gemeinnützige Organisation weitergegeben. Die KAB Ihrlerstein bedankte sich bei Herrn Semmler mit einer Geschenkkiste.
Fotos: Gerda Karl, Christine Schmailzl, Josef Schmailzl Text: Josef Schmailzl
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