Johanniskapelle

Die Johanniskapelle ist der älteste sakrale Bau unserer Gemeinde überhaupt.

In jüngster Zeit wird die Kapelle wieder regelmäßig von den Anwohnern zu Andachten genutzt.
[Quelle: Erich Hafner, Geschichte von Ihrlerstein, 1998]


Die „Johanniskapelle“ ist heute besser unter dem Namen ihres heutigen Besitzers, der „Kuchelbauer-Brauerei“, als „Kuchelbauer-Kapelle“ bekannt. Diese Kapelle ist der älteste sakrale Bau unserer Gemeinde überhaupt. Bereits vor der Besiedelung unseres Ortes stand am Ende des sogenannten „tiefen Steinweges“, der in den „Johannisschlag“ führte, eine hölzerne Kapelle.

Der „Johannisschlag“ lag im Ain- oder Gmainwald. Er begann beim sogenannten „Überreiterhäusl“, dem späteren „Jägergütl“. Der Johannisschlag diente bis Ende des 18. Jahrhunderts vornehmlich zur Holzentnahme für die Spitalpfründer der Kelheimer Schottenprobstei St. Johannes.

Mit der Aufteilung des „Ainwaldes“ im Jahre 1795 erloschen dann auch die alten Nutzungsrechte der Probstei St. Johannes. Nur noch die „Johanniskapelle“ an der Straße nach Hemau erinnert noch an die Zeit, als die Kelheimer Schottenmönche für ihr Spital hier das Brennholz holen ließen.

Die Johanniskapelle gehörte nun zum „Jägerhaus von Nestlaken“. Da sie unmittelbar an der „alten Salzstraße“ stand, diente sie den Fuhrleuten als Rastplatz und sicher auch als Gebetsstätte, bevor sie die gefährliche und teilweise äußerst steile Wegstrecke nach Painten angingen.

Doch im Jahre 1804 hatte die „Johanniskapelle“ ausgedient. Wie vielen anderen Kapellen Bayerns in dieser Zeit ereilte auch sie das Schicksal der sogenannten „Demolierung“. Darunter verstand man einen staatlich verordneten Abriss. Die Bürokratie des „aufgeklärten Montgelas Staates“ vertrat nämlich die Ansicht, dass die vielen Kapellen, Bildstöcke und Feldkreuze an den Straßen und Wegen „gäntzlich unnothig seyen, da sie doch nur die sichtbaren Zeichen einer fehlgeleiteten Religionsschwärmerey wären“. So wurden damals vielfach gegen den Widerstand der Bevölkerung die oft Jahrhunderte alten Kapellen kurzerhand abgerissen, also „demoliert“, wie es in der damaligen Amtssprache hieß.

Doch letztlich konnten die vom Zeitgeist geprägten überzogenen staatlichen „Demolierungsmaßnahmen“ nicht verhindern, dass die traditionelle Volksfrömmigkeit weiterlebte. So wurden dann auch, als der Staat seine restriktiven Maßnahmen zurücknahm, viele ehemalige abgebrochene Kapellen wieder neu aufgebaut, wie dies die Wiedererrichtung der „Johanniskapelle“ deutlich zeigt.

Anscheinend lebte die Erinnerung an die ehemalige „Johanniskapelle“ bei den Walddorfern weiter, denn als im Jahre 1833 die Wirtin Maria Barth vom „Jägergütl“ schwer erkrankte und keine Heilung fand, gelobte sie „die schon früher bestandene Johanniskapelle wieder ganz neu zu erbauen“. Der Kelheimer Maurermeister Carl Dobmayer zeichnete hierzu die Pläne und errichtete im Sommer 1834 „längs der Straße eine Kapelle von beiläufig 15 Fuß Länge und 10 Fuß Breite“.

Der einfache und schmucklose halbrund geschlossene Putzbau wurde mit einem hölzernen Dachreiter versehen. Da aber von der Kreisregierung der Bauplan nicht genehmigt war und der Kapellenbau damals der „allerhöchsten Genehmigung seiner Koeniglichen Majestät“ bedurfte, schien bereits wieder das Ende der Kapelle zu nahen. Die Regierung wollte die „nicht genehmigte Kapelle“ erneut „demolieren lassen“.

Erst nachdem der Pfarrer von Kelheim und das Bischöfliche Ordinariat bestätigten, dass es sich bei dem Bau um „eine anständige Kapelle“ handeln würde, erfolgte 1835 im „nachhinein“ die „allergnädigste Baugenehmigung“.

Allerdings machte die Regierung zur Auflage, dass die Kapelle dem Eigentümer und den Anwohnern nur „zur privaten Andacht“ dienen dürfe und der jeweilige Besitzer die Baulasten tragen müsse. Am 3. Mai 1836 erfolgte dann durch den Bischof die Erlaubnis zur kirchlichen Benediktion. Auf Wunsch des Besitzers und der Bevölkerung weihte dann noch im gleichen Monat der Kelheimer Pfarrer Hilz die Kapelle „zu Ehren des Hl. Johann von Nepomuk“.

Bald erfreute sich die „Johanniskapelle“, wie sie wieder genannt wurde, bei den Bewohnern von Walddorf eines großen Zuspruchs und „sogar die Bewohner der umliegenden Gegend versammelten sich nicht nur an Sonn- und Feiertagen, sondern auch an ganz gewöhnlichen Tagen zum Gebet“.

Als 1986 nach einem tragischen Verkehrsunfall die Kapelle im Altarbereich zusammenstürzte, schien das Ende der „Johanniskapelle“ gekommen zu sein. ..Jedoch der Besitzer der Brauerei Kuchlbauer, Herr Salleck, dem auch der „Ihrlersteiner Hof“ und somit auch die „Johanniskapelle“ gehört, sorgte für den Wiederaufbau.

In jüngster Zeit wird die Kapelle wieder regelmäßig von den Anwohnern zu Andachten genutzt.

[Quelle: Erich Hafner, Geschichte von Ihrlerstein, 1998]