Baumannkapelle

Die Geschichte der Baumann-Kapelle geht ins Jahr 1800 zurück und ist durch all die Jahrzehnte hinweg, ein Beweis für Bürgerinitiative und Zusammenhalt gewesen. Immer dann, wenn das Kapellerl Hilfe brauchte, haben Bürger sie erbracht. Das war auch so, als das kleine Bauwerk vor einigen Jahren baufällig wurde und fast vollständig erneuert werden musste. Lange Zeit war an dem Kapellerl gemauert, gezimmert und geschreinert worden. Alle halfen zusammen, um auf den großen Tag der Wiedereinweihung hinzuarbeiten. Am Freitag, 30. Mai 2008 wurde die sogenannte Baumann-Kapelle, dann mit einer festlichen Maiandacht wieder eröffnet. Wochen- und monatelang war sie durch die Initiative freiwilliger Helfer generalüberholt worden. Den Hauptanteil an ihrer „Wiedererstehung“ haben Toni und Ruth Baumann, die sich auch das ganze Jahr über um das Kapellerl kümmern. Pfarrer Martin Stempfhuber gab also im Jahr 2008 der um 1800 erbauten und 1855 mit Mauerwerk umgebenen und nun wiedererstandenen Marienkapelle den Segen.

[Quelle: Rundschau Kelheim vom 05.05.2010, Bericht Sigrid Manstorfer]


Die Ursprünge der „Marienkapelle von Neukelheim“, die heute besser unter dem Namen „Baumann-Kapelle“ bekannt ist, gehen in die Zeit der Besiedelung der „Brand“ zurück. Bereits Sebastian Schafnagel, der sich als einer der ersten Kolonisten um 1797„auf der Brand“ angesiedelt hatte, errichtete um 1800 in unmittelbarer Nähe seines Wohnhauses eine kleine hölzerne Kapelle zu ehren Mariens. Abends nach getaner Arbeit und am Sonntagnachmittag trafen sich die Familie und einige Nachbarn zu einer gemeinsamen Andacht in der bescheidenen Kapelle. Auch die alten und gebrechlichen Leute, die nicht mehr den beschwerlichen Weg zur Pfarrkirche nach Kelheim gehen konnten, kamen gerne zur „Marienkapelle“.

Peter Pfeilschifter, der 1827 die Tochter Schafnagels heiratete und das Anwesen übernahm, wollte die„Marienkapelle“ dann sogar von „Grund auf neu bauen“, weil sie immer baufälliger wurde. Jedoch seine Pläne scheiterten an der Kreisbaubehörde, die einen „stilvollen Kapellenbau“ wünschte. Einen solchen aufwändigen Bau konnte sich aber Pfeilschifter, der ja nur ein einfacher Taglöhner war, nicht leisten. So verfiel die „Marienkapelle“ immer mehr. Um 1850 war ihr Zustand so „desolat“, dass ihr unmittelbar der Einsturz drohte.

Da erbarmte sich der nicht unvermögende Kelheimer Aumüller Sippl und gründete eine sogenannte „Marienkapellenstiftung“. Bald hatte er an die 500 fl für einen Neubau zusammen. Vornehmlich die Kelheimer spendeten bereitwillig. Zu erklären ist diese Spendenfreudigkeit vielleicht auch dadurch, dass damals mit der Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis im Jahre 1854 und mit den berühmten Marienerscheinungen in La Salette um 1846 eine neue volksfromme Marienverehrung entstanden war.

Warum es aber dann doch nicht zu einem Neubau kam, lag in erster Linie daran, dass die Kreisbaubehörde die Baugenehmigung immer weiter hinauszögerte, weil die Eigentumsfrage nicht restlos geklärt war. So entschloss sich Sippl 1855 die baufällige Kapelle selbst wieder instandzusetzen, um sie vor dem Verfall zu retten. Zum Schutz gegen Wind und Wetter ließ er sie an drei Seiten zumauern und mit einem Dach versehen.

Anscheinend war man damals mit der Restauration der „Marienkapelle“ so zufrieden, dass man auf einen Neubau verzichtete. Sippl konnte so dem Neukelheimer Georg Mayerhofer die „Marienkapellstiftung mit einem Vermögen von 500 fl“ übergeben. Mayerhofer kümmerte sich fortan als „Pfleger“ um die Marienkapelle. Im Jahre 1910 übergab Mayerhofer dann das „Stiftungsgeld“ mit 37,99 Mark Zinsen und mit 19 alten Silbermünzen der Kirchenverwaltung Walddorf.

Im Übergabeprotokoll vom 11. Dezember 1910 wurde festgehalten, dass in Zukunft die Kirchenverwaltung für den Unterhalt der Kapelle sorgen muss. Weiterhin wurde bestimmt, dass die Kapelle zwar Eigentum der Gemeinde bleibt, jedoch dass die Grundfläche von 6,80 m² dem Besitzer Anton Baumann gehört. Fortan wurde die „Marienkapelle“ deshalb auch „Baumann-Kapelle‘“genannt.

[Quelle: Erich Hafner, Geschichte von Ihrlerstein, 1998]